Altena. Der Kinobesuch wird zur Zeitreise: Fast exakt 50 Jahre zurück. Ein halbes Jahrhundert. Sommer 1970. Altena feiert Schützenfest. „Hoch lebe der König“ heißt der Film, der das Ereignis in laufenden Bildern und – damals noch gar nicht so üblich – in Farbe eingefangen hat. Und wieder knapp 50 Jahre weiter, zurück in die Gegenwart, ins Jahr 2018. Am Sonntag (16. Februar) war Premiere im Apollo-Service-Kino und das Kino fest in Händen der Friedrich-Wilhelms-Gesellschaft.

Zur Premierenvorstellung sind beide Kinosäle, der kleine unten und der große oben, ausgebucht. Hauptmann Klaus Hesse nimmt notgedrungen auf einem Barhocker Platz, weil alle anderen Sitze besetzt sind. Und zwar nicht nur von Kinogängern, die das Fest 1970  seinerzeit erlebt haben und in Erinnerungen schwelgen, sondern auch erstaunlich viele Jüngere hat die Vorstellung angezogen. Und auch sie sollen sich später noch auf der Leinwand wiederfinden: Nach dem gut 30-minütigen Film anno 1970 gibt es noch reichlich Bilder vom vergangenen Schützenfest aus dem Jahr 2018.


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Ein Zufallsfund im elterlichen Haus

„Im Nachlass meines Vaters“ hat Klaus Knipping, ehemaliger Hauptmann der Schützengesellschaft, die Aufnahmen gefunden. „Ich kannte den Film bis dahin auch nicht.“ Knipping hat das Material digitalisieren lassen und damit kinotauglich gemacht.

Erstmals eine Beatband im Festzelt

Anders als an den lange Zeit verschollenen Film kann sich Klaus Knipping an das Fest 1970 gut erinnern: „Zum ersten Mal durfte ein Beatband im Zelt auftreten – am Samstagvormittag“, berichtet Knipping quasi bei der Ansage vor Filmbeginn. Für Knipping ist das Fest auch aus familiären Gründen in bester Erinnerung: Sein Vater Lebrecht, später Ehrenscheffe der Freiheit, wird Schützenkönig. Zu seiner Königin wählt er sich „Frau Kamrath“, wie der Kommentator im Film höflich-distanziert feststellt.

„Hoch lebe der König“ stellt die Menschen in den Mittelpunkt und zeigt damit, wie vor 50 Jahren gefeiert wurde: fröhlich, aber doch weniger ausgelassen als heute. Auch der Kommentar kommt, beinahe wohltuend, ohne die heute gängigen Superlative aus: „Stimmung und Frohsinn führen Regie“, heißt es aus heutiger Sicht nüchtern, als Szenen auf dem Festplatz Langer Kamp zu sehen sind. Und der Film ist eine Retrospektive auf die Mode, die Frisuren und die Autos der damaligen Zeit, gerade 25 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs.

Ansichten von Alt-Altena

In einigen Szenen sind auch Ansichten von Alt-Altena zu sehen: Etwa beim Aufmarsch der Schützen im alten Bungern, dort, wo heute das Stapel-Center steht. Vorstand und Königspaar stehen beim Zapfenstreich am Donnerstag und bei der Ansprache des neuen Königs am Samstag vor der ehemaligen Turnhalle des Mädchengymnasiums. Und zur Parade nehmen Königspaar und Hofstaat am alten Knipping‘schen Haus Aufstellung – in der Lindenstraße, deren Teil Mitte der 1980er-Jahre dem Bagger zum Opfer fiel: Das Knipping‘sche Haus stand ungefähr dort, wo heute der Pott Jost auf seinem Denkmalsockel sitzt.

Der Film ist ein Beleg, „dass Tradition bis heute bewahrt ist, aber Fortschritt durch Anpassung an die Zeit stattfindet“, wie Klaus Knipping in seiner Einleitung richtig feststellt: Der Festablauf ist der gleich wie seit Jahrzehnten.

Fotos von LOKALSTIMME.DE eingebaut

Das zeigen auch die Bilder, die im Anschluss folgen, und mit einem Zeitsprung um fast fünf Jahrzehnte das Fest von 2018 nachzeichnen: vom Kränzebinden und Grünschmücken, vom Festauftakt am Donnerstagabend bis zum Feiern im Zelt. „Die Sequenzen haben Vorstandsmitglieder mit ihren Handykameras gefilmt und Klaus Knipping hat sie zusammengeschnitten“, berichtet Hauptmann Klaus Hesse. Hinzu kommen etliche Szenen, in denen der Film, mit Musik unterlegt, Fotos zeigt, mit denen LOKALSTIMME.DE über das Fest berichtet hat. Ergänzt wird der Film mit Bildern, die abends im Festzelt gedreht und dort auf die Großleinwände projiziert wurden. „Nicht oscarreif“, urteilt Klaus Knipping bescheiden über den Zusammenschnitt. Das mag stimmen: Aber ein schönes Andenken ist es allemal. Und das nicht erst in 50 Jahren.

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