Altena. Die SPD Altena geht ohne eigenen Bürgermeisterkandidaten in die Kommunalwahl im September. Das teilt der Ortsverband in einer Presseinfo mit, die in der Nacht zu Dienstag (28. Januar) versendet worden ist.

Es kommt einer politischen Bankrotterklärung gleich: Die SPD als größte Oppositionspartei, die selbst über Jahrzehnte den Stadtrat dominiert und das Stadtoberhaupt gestellt hat, ist bei der Suche nach einer Kandidatin oder einem Kandidaten für die Bürgermeisterwahl in diesem Jahr vollends gescheitert. Der Ortsverband begründet den Verzicht auf eine eigene Kandidatur damit, dass ihr geborener Kandidat, Fraktions- und Ortsvereinsvorsitzender Lutz Vormann, gesundheitlich noch so eingeschränkt ist, dass er nicht in den Wahlkampf ziehen kann. Warum aber kein Ersatzkandidat aus den eigenen Reihen oder von außerhalb gewonnen werden konnte, dazu gibt es keine Erklärung.


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Dazu passt, dass die Mitteilung tief in dunkler Nacht verschickt worden ist, und zwar um 22.59 Uhr.

Der im Dezember gewählte Vorstand der SPD Altena (von links nach rechts): Helmut Göss, Vanessa Werner, Markus Ferber, Christoph Kerper, Niclas Kozuchowski, Dennis Becker, Reiner Kemmerling und Ursula Odebralski. Es fehlt Lutz Vormann.

In der Pressemitteilung heißt es: “Der Vorstand des SPD-Ortsvereins Altena hat in seiner heutigen Sitzung einstimmig beschlossen, bei der kommenden Kommunalwahl ohne eigenen Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters anzutreten.” Diese Entscheidung sei aus “Respekt und Verantwortung” gegenüber dem Ortsvereins- und Fraktionsvorsitzenden und eigentlich designierten Bürgermeisterkandidaten Lutz Vormann gefallen. Die Genossen hatten gehofft, dass der Genesungsverlauf von Vormann, der sich nach wie vor von den Folgen eines Schlaganfalls erholt,  schneller voranschreiten würde; dies sei aber nicht der Fall. “Die SPD in Altena stellt die Gesundheit ihres Vorsitzenden an die erste Stelle und möchte sie nicht durch einen anstrengenden Wahlkampf gefährden”, heißt es weiter. Die Partei sei sich ihrer Verantwortung zum Wohle der Stadt stets bewusst und werde deshalb “wie gewohnt in jedem Wahlbezirk mit einem motivierten und kompetenten Kandidaten” für den zukünftigen Rat der Stadt Altena antreten.

Vor fünf Jahren hatte die Altenaer SPD mit Christian Gosch einen Kandidaten aus Hemer-Ihmert ins Rennen geschickt. Gosch holte mit 30,2 Prozent ein paar Prozentpunkte mehr als die SPD selbst bei der Ratswahl (29,9 %), blieb aber gegen Amtsinhaber Andreas Hollstein von der CDU mit 69,8 Prozent hoffnungslos unterlegen. Ausgerechnet jetzt, wo der seit drei Wahlen anscheinend übermächtige Amtsinhaber nicht mehr antritt, verzichtet die SPD auf einen eigenen Bewerber.

Bislang stehen mit Uwe Kober (CDU), Katharina Hübenthal (Grüne) sowie den parteilosen Volker Spitz und Gerhard Rösner vier Kandidaten für die Wahl am 13. September fest.

Kommentar von Björn Braun:

Die Gerüchte um eine mögliche Kandidatur von Lutz Vormann geisterten schon seit ein paar Monaten durch die Burgstadt. Dass die SPD nun von der Nominierung ihres Vorsitzenden aus gesundheitlichen Gründen absieht, ist mehr als verständlich, nachvollziehbar und die einzig richtige Entscheidung. Ein Wahlkampf ist anstrengend und körperlich sehr belastend – und hätte mit ziemlicher Sicherheit nicht zur Genesung von Vormann beigetragen.

Allerdings ist es auch ein Armutszeugnis, wenn die einst so starke SPD Altena (stellte von 1969 bis 1999 den Bürgermeister) es im Jahr 2020 nicht schafft, einen geeigneten Bewerber um das Bürgermeisteramt ins Rennen zu schicken. Sei es mit einem Kandidaten aus den eigenen Reihen oder mit einem externen Bewerber. Anscheinend hat man es versäumt, einen Plan B in der Hinterhand zu haben, denn es zeichnete sich schon länger ab, dass Lutz Vormann aus gesundheitlichen Gründen, nüchtern betrachtet, eine Kandidatur nicht zuzumuten ist.

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