Altena/Hemer. Sie können das Geschehene nicht vergessen. Auch nach 50 Jahren nicht. Und sie wollen es auch wohl nicht. Wie auch? Es war ein Tag, an dem sie einen Menschen aus ihrer Mitte verlieren sollten, als sich für fünf Feuerwehrmänner das Leben für immer veränderte. Im Einsatz. – Die Löschgruppe Hemer der Freiwilligen Feuerwehr gedachte am Samstag am Wixberg in Altena des Unfalls beim Waldbrandeinsatz im August 1969, bei dem ein Hemeraner Feuerwehrmann ums Leben kam und fünf, teils schwer, verletzt wurden.

Im August 1969 setzt sich wochenlange Trockenheit aus dem Juli fort. Die Waldbrandgefahr steigt mit jedem Tag. Am 7. August, einem Donnerstag, explodiert in Altena das Pulverfass Waldbrandgefahr. Aus dem VDM-Werk am Linscheid erreicht die Feuerwache, damals im Bungern, der Notruf: Am Wixberg steigen dichte Rauchwolken auf; der Wald brennt. Es beginnt einer der größten Waldbrandeinsätze der Nachkriegszeit in Südwestfalen. Nach und nach werden Einheiten aus dem Umland nach Altena alarmiert; sie kämpfen von unten, von der Lenne aus, und von oben, von der Bergspitze aus, gegen die Flammen. Mit dabei: Die Feuerwehr aus Hemer. Mit ihrem Tanklöschfahrzeug „Gustav“. Am Steuer sitzt der Unterbrandmeister Klaus Klein; an Bord sind fünf Feuerwehrmänner. 1.600 Liter Wasser hat der Wagen an Bord. 1.600 Liter, die ihn zum Schwergewicht machen. In unwegsamen Gelände, denn: Die Rundwege, so wie sie heute mit Schotter planiert sind, gibt es noch nicht. Sie werden als Folge des Unglücks in den 1970er-Jahren angelegt.


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An einer Felsnase passiert im August 1969 das Unglück: Das Tanklöschfahrzeug „Gustav“ gerät auf den Vorsprung, das Wasser im Tank schaukelt sich auf – und der Wagen stürzt mit der Besatzung das steile Gelände hinab. Mehrfach überschlägt sich der Tankwagen, bis er nach 200 Metern an einen Baum hängenbleibt. Mehr als ein Haufen zerknautschtes Blech ist nicht von dem Fahrzeug übrig.

Die Besatzung ist bei dem Sturz aus dem Auto geschleudert worden. Klaus Klein ist, wie die anderen Feuerwehrmänner, schwer verletzt. Sie werden zunächst nach Altena ins Krankenhaus eingeliefert, später nach Hemer gebracht. Klaus Klein ist so schwer verletzt, dass er in das Krankenhaus Bergmannsheil nach Bochum transportiert wird. Zwei Tage später stirbt er in der Bochumer Klinik. Der jüngste Sohn von Klein ist da noch nicht auf der Welt. Kleins Kameraden – Helmut K., Wilhelm P., Friedrich T., Dieter T. und Franz R. – überleben, haben aber ein Leben lang an den Folgen ihrer Verletzungen zu leiden; nicht nur der Körper, auch die Seele hat Schaden genommen.

„Wie lange die Unfallopfer nach dem Absturz im Wald gelegen haben, ehe sie entdeckt wurden, kann heute niemand mehr genau sagen. Fakt ist, dass Anwohner aus Altena, die mehrere hundert Meter Luftlinie entfernt waren, den Absturz des Tanklöschfahrzeuges beobachtet haben, und daraufhin die Polizei verständigt haben, die letztendlich dann als erste das Fahrzeug im Wald gefunden hatten“, blickt die Hemeraner Feuerwehr zurück, die den 7. August als „wohl schwärzesten Tag“ in ihrer Geschichte bezeichnet.

Gemeinsam mit Pfarrer Wilhelm Gröne von der Evangelischen Kirche kam die Löschgruppe Hemer am Samstag am Wixberg zusammen – dort, wo eine Gedenktafel an das Unglück und die Opfer erinnert.

Der Vorfall mahnt bis heute alle, die anders denken, dass Feuerwehreinsätze gefährlich sind, und dass die Frauen und Männer in der blauen Uniform tatsächlich im Extremfall ihr Leben riskieren. Und das Unglück hat dem Wixberg bis heute seinen Ruf als schwieriges Gelände im Einsatz eingebracht.

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