Die Anfeindungen gegen Altenas Bürgermeister Andreas Hollstein haben offenbar nicht nur nicht nachgelassen, sondern – im Gegenteil – eine neue, brutale Qualität erreicht: Der Kölner Stadt-Anzeiger und das Online-Nachrichtenportal „Tag24“ berichten von einer konkreten Morddrohung gegen den CDU-Politiker; eine Mail gleichen Inhalts soll auch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) bekommen haben. Die Drohung komme von „mutmaßlichen Rechtsterroristen“, behauptet „Tag24“, auch der Kölner Stadt-Anzeiger vermutet einen rechten Hintergrund und berichtet zudem von einer Geldforderung.
Das Online-Nachrichtenportal „Tag24“, dessen Chefredakteur laut Impressum der ehemalige Chef von „Bild“-Ostdeutschland ist, berichtet weiter, die Morddrohungen per Mail gegen die beiden Politiker sei der Redaktion ebenfalls zugeschickt worden. Die Absender sollen sich „Musiker des Staatsstreichorchesters“ nennen. Weitere Details nennt das Online-Portal nicht.
Bürgermeister Andreas Hollstein wollte auf unsere Nachfrage zu den anhaltenden Anfeindungen gegen ihn, mit Rücksicht auf seine Familie, derzeit keine Stellungnahme abgeben. Hollstein befindet sich zurzeit im Urlaub.
Die Kölner Polizei bestätigte am Mittwochabend nach Medienberichten, dass es eine Morddrohung gegen Oberbürgermeisterin Henriette Reker gebe; die Drohung soll demnach nach dem Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke bei der OB eingegangen sein. Ob es eine Verbindung zu dem Mordfall gebe, war am Abend unklar.
Sowohl Henriette Reker wie auch Andreas Hollstein waren zum Ziel von Attentätern geworden: Reker entging 2015 im Wahlkampf um das Oberbürgermeisteramt nur knapp dem Tod, als ihr ein Rechtsradikaler mit einem Messer in den Hals stach. Andreas Hollstein wurde im November 2017 in einer Döner-Bude in der Marktstraße in der Altenaer Innenstadt von einem Mann mit einem Messer angegriffen; weil die Inhaber des Imbiss’ sofort mutig eingriffen und Hollstein halfen, kam der Altenaer mit einer Schnittwunde am Hals davon. Der Angreifer, Werner S., ist später von einem Gericht zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Bevor er mit dem Messer auf Hollstein losgegangen war, soll er „Ich steche dich ab! Mich lässt du verdursten, aber holst 200 Ausländer in die Stadt“ gerufen haben.
Die beiden Politiker, Reker und Hollstein, hatten sich immer wieder für eine offene Gesellschaft ausgesprochen. Nach der Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, mutmaßlich durch einen oder mehrere Rechtsextreme, hatte die Kölner OB und Altenaers Bürgermeister getwittert:
Der furchtbare Mord an Walter Lübcke macht uns wieder einmal deutlich, dass die Feinde unserer offenen Gesellschaft keine Grenzen kennen. Sie sind bis auf das Äußerste zu allem bereit. Das muss uns wachsam machen, aber nicht ängstlich.
— Henriette Reker (@HenrietteReker) 18. Juni 2019
Wenn sich im Fall des RP #Lübcke der schlimme Verdacht auf eine rechtsextremistische Tat bestätigt, sind alle Demokraten gefragt. Dem rechten Hass und der Gewalt muss mit aller Härte unseres Rechtsstaats begegnet werden. Umfassende Aufklärung ist notwendig.
— Andreas Hollstein (@Hollstein63) 17. Juni 2019
Der WDR berichtetet am Freitagabend, dass die Staatsanwaltschaft Berlin Ermittlungen aufgenommen habe, weil es Drohungen gegen mehrere Politiker deutschlandweit gebe.
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